Butterfly-Abwandlungen

Beim Backtesten hatte ich mir öfter mal gedacht, daß es vielleicht Sinn machen würde, einen schiefen Butterfly aufzusetzen, bei dem der oberste Long Strike nicht 50 sondern nur 40 oder 30 Punkte vom Short Strike entfernt ist. Zumindest theoretisch sieht das gut aus.

Das ist dann ein BWB - Broken Wing Butterfly.

Wenn man es darauf anlegt, kann man ihn sogar als kleine Gutschrift aufsetzen, dann besteht noch oben überhaupt kein Risiko.

Ich würde das gerne mal richtig durchtesten, aber leider geht das mit TOS nicht, da der Backtesten keinen Expiration Graph und T-0 Linie anzeigt.

www.optionvue.com - 71 Dollar im Monat (850 Dollar pro Jahr).

Werde ich mir demnächst zulegen…

Dann lieber noch dieses Jahr. Ich habe heute eine Email bekommen - ab Januar 2015 werden die Preise erhöht. Von 85 auf 99 bzw. von 850 auf 999 Dollar.

Ich habe die letzten Tage OptionVue getestet und bin nicht besonders zufrieden: es gab immer wieder Probleme damit, daß beim Backtest plötzlich alle Kurse aus der Matrix verschwunden waren und es hieß “this underlying doesn’t have options.” Das ließ sich nur beheben, indem man entweder den Backtrader oder OV neu startet. Außerdem fehlen Kurse, vor allem in der interessanten Zeit 2008/09… nicht nur einzelne Optionen, sondern auch über ein oder zwei Wochen am Stück alle (vor allem beim SPX).

Außerdem ist es total langsam, im Backtrader dauert es jedes Mal zwei Sekunden, bis sich die Matrix neu lädt, wenn man das Datum ändert. Überhaupt, der Download der Backtrader-Daten dauert stundenlang.

Das Interface ist einfach grauenvoll: warum muß das Fenster mit dem Expiration Graph, der sich live updated wenn man Trades plant, exakt die Höhe der Matrix haben und genau rechts davon sein?

Zweimal ist mir mit dem Backtrader folgendes passiert: nach einigen abgeschlossenen Trades, die alle richtig im Transaction Log verzeichnet waren, wurden ein neuer Trade ebenfalls richtig eingebucht, aber P&L wurden in der Matrix völlig falsch angezeigt (Bsp.: short Put mit $500 Credit, nach drei Tagen plötzlich $1200 im Gewinn… unmöglich).

Du siehst, ich bin nicht gerade begeistert von OV. Habe bei OptionNetExplorer zwecks einer Demo angefragt. Ansonsten gibts ja nicht viele Alternativen… Danke jedenfalls mit dem Hinweis bis Jahresende!

Zum Backtesten ist ONE (OptionNetExplorer) ganz nett. OV ist so langsam, weil die Daten aus Amerika kommen. Oder weil es in einer Programmiersprache geschrieben wurde, die vor 20 Jahren aktuell war. :wink:

Was mir an ONE nicht gefiel, dass es kaum Neuerungen gibt. Dort fehlen noch so viele Features, etliche Menupunkte sind ohne Funktion und manchmal dauert es fast ein Jahr bis eine neue Version rauskommt. Da habe ich die Reißleine gezogen und bin zu OV gewechselt. Dort sind die IV-Modelle besser und einige schwören darauf, daß die Greeks dort besser sind als anderswo.

Zum reinen Backtesten soll es bald http://quantycarlo.com/ geben. Aber ich bin nicht überzeugt, daß das der Renner wird.

Alle anderen “Alternativen” kosten mindestens das Dreifache. Und selbst etwas zu programmieren scheitert an den historischen Daten. Beim 2. Hamburger Option-Symposium habe ich über meine ersten Schritte etwas selbst zu programmieren berichtet - aber es scheitert an den historischen Daten. Diese sind einfach nicht bezahlbar. Und Redistribution-Rechte erst recht nicht.

Zum eigentlichen Thema zurück: Butterfly-Abwandlungen.

Hat jemand das Webinar zum “123Butterfly” von Christian Schwarzkopf gesehen (optionsuniversum.de)?

Die Strategie ist im Prinzip ein etwas modifizierter Bearish Butterfly nach John Locke. Die Unterschiede, die erwähnt wurden bzw. erkennbar waren:

  • die Wings sind beim ersten Butterfly 70 statt 50 Punkte weit; beim 2. Butterfly dann 50 Punkte, beim 3. nur noch 30 Punkte
  • es wird ein zusätzliches Exitkriterium eingeführt, der statistische Erwartungswert (soweit ich das erkennen konnte, ist das in TOS nicht verfügbar)

Die Idee mit den modifizierten Wing-Spannen finde ich nicht schlecht: man holt sich gegen Ende der Laufzeit vor allem mit dem 3. Butterfly weniger Risiko ins Depot.

da sollte dir der meister himself antworten, da christian ja auch hier im forum verweilt.

habe heute mal die zwei t-0 linien übereinander gelegt von den 70 wings 10 BF und 50 wings 20 BF, sehr ähnlich, aber christian hat noch noch die size auf BF 7 reduziert.

Ich habe das auch verglichen (siehe mein Beitrag in der Arbeitsgruppe):

Am 14.7. 11:30 waren die Preise für 50er bei 9,25$ und für 70er bei 18,50$ (genau das doppelte). Einige Tagen später steht der BB sehr gut da. Am 23.7. 16:00 sind die Preise 13,35$ bzw. 25,70$. Das sind +44% beim 50er und +39% beim 70er.

Hier war es in dem konkreten Beispiel so, dass der 50er mehr gewonnen hätte.

In einem Weekly Update tauchte mal die Frage auf, ob es Sinn machen würde, die Wingbreite der Butterflies zu verändern und auch die Adjustment Points entsprechend anzupassen, da der Index ja heute viel höher steht als noch vor ein paar Jahren. Locke hat dann zwei T+0 Linien übereinander gelegt: die Linie verlief für den weiteren Butterfly deutlich steiler und insgesamt ungünstiger. Kommt aber vermutlich auch auch den konkreten Monat an, wie die Vola zum entsprechenden Zeitpunkt ist und so weiter.

Interessant wäre auf jeden Fall ein monatlicher Vergleich der Locke’schen Regeln und denen von Christian Schwarzkopf.

Ich habe das Video von Christian auch gesehen. Tradern über die Schulter zu schauen, hat immer noch den besten Lerneffekt. In diesem Sinne fand ich das Video klasse.

Ich habe bisher noch keine praktischen Erfahrungen mit dem BB von Locke (oder 123 Butterfly vom optionsuniversum), also korrigiert mich bitte, wenn die Abwandlungs-Idee, die ich hier gleich poste, wegen mangelnder praktischer Erfahrung daneben liegt.

Der im Video als zweiter Trade vorgestellte Trade (der Verlusttrade), den könnte ich so nicht mitmachen. Danach würde ich keinen neuen BB-Trade mehr eingehen. In diesem Sinne müsste ich für mich schon (aus psychologischen Gründen) die Regeln abwandeln, um den BB überhaupt zu traden. - Grund ist nicht, dass hier ein Verlusttrade vorlag, sondern vielmehr, dass aus einem Gewinntrade noch ein Verlusttrade wurde.

Abwandlungs-Idee: Liegt man im Gewinn nach wenigen Tagen (z.B. wenn der Kurs des RUT ziemlich unterhalb der Zeltspitze liegt), dann schließt man den Trade. Nach einer bestimmten Anzahl von Tagen (sagen wir einfach mal 7 Kalendertagen) schaut man nach, was aus dem Trade geworden wäre. Wäre der Trade stärker im Plus als vor 7 Tagen, dann tut man nichts. Wäre der Trade unter Wasser, dann könnte man ihn evtl. neu aufsetzen.

Grundsätzlich ist es einfach ein Charakteristikum des Bearish Butterfly, daß Du mit dem Trade relativ gut vorne bist, dann aber einen großen Teil des Profits wieder hergeben mußt, um das ganze dann wieder aufzuholen. Vor allem gegen Ende der Laufzeit (so ab 30 DTE) merkt man eben, daß es eine Strategie mit relativ viel Gamma ist.

Das Problem an Deiner Abwandlung ist die Tatsache, daß Du nur einen kleinen Gewinn mitnimmst. Du gewinnst 10x $200 und verlierst 2x $1500 im Jahr. Außerdem wird der Trade mit umso riskanter je weniger Restlaufzeit übrig ist. Den Streß, den Du Dir ersparen willst, indem Du mit kleinem Gewinn aussteigst, holst Du Dir vervielfacht wieder ran, wenn Du erstmal kurz vor Expiration bist und die T+0 Linie nichtmehr so flach ist wie am Anfang.

Eine weitere Variante, die auch Locke öfter mal erwähnt hat, ist, wenn man mal positiv Delta (oder in der Nähe) war und dann wieder ins negative abdriftet, irgendwo zwischen -100 und -200 Delta, einfach Put Credit Spreads kaufen um das Delta nicht zu negativ werden zu lassen.

Danke stockchief für die schnelle Antwort.

Deine Argumentation leuchtet mir nun ein.

Christian Schwarzkopf sprach am Ende,glaube ich, von 8 - 9 erwartbaren Gewinntrades pro Jahr (denen stehen 3-4 Verlusttrades pro Jahr gegenüber). Sollten als Worst Case 4 Verlusttrades a 15.0000 USD angefallen sein, dann müsste man mit 8 Gewinntrades mindestens 7.500 USD pro Gewinntrade im Durchschnitt gemacht haben, um plusminus 0 im Jahr zu machen.

Da der Worst Case nur selten eintrifft, genügen vermutlich durchschnittlich 2.000 - 3.000 USD Gewinn pro Gewinntrade, um aus Jahressicht zumindest Break-Even zu sein. Oder habt Ihr da andere Zahlen?

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Stimmt schon, den maximalen Verlust realisiert man zum Glück selten. Aber man muß trotzdem versuchen, das Maximum aus den gut laufenden Trades rauszuholen, zumindest soweit es mit dem eigenen Risikoempfinden geht.

In meinem Thread habe ich mal die Daten eines manuellen Backtests gepostet. Ich hatte von März 2012 bis Oktober 2014 insgesamt 29 Gewinner, 3 Verlierer, einen durchschnittlichen Gewinn von $590 und einen durchschnittlichen Verlust von $475, alles mit einem Kontrakt. Den Maximalgewinn von $1500 habe ich nie erreicht, den maximalen Verlust auch nicht.

Als Alternative wenn Dir die starken Schwankungen beim Bearish Butterfly nicht liegen: probier mal einen Broken Wing Butterfly aus, den man eher wie einen M3 handelt. Da ist die T+0 Linie flacher und der Trade bewegt sich langsamer. Ob es dafür aber offizielle Guidelines gibt, keine Ahnung.

Ich habe eine eigene Strategiebeschreibung zum unhedged, die ich aber nicht in den öffentlichen Bereich stellen kann.
Aber im Wesentlichen liegt der Unterschied darin, dass der BWC 10 Punkte niedriger als der M3 aufgesetzt wird. Außerdem wird er so lange (auch > 10 Punkte zum upper Strike) bis zum Vorwärtsrollen gehalten, bis das Vega positiv wird oder DTR >1. Delta-Guidelines vergleichbar mit M3.
Er ist halt sehr empfindlich bei Vola-Steigerungen.